Rongorongo ist entzifferbar. Die Osterinselschrift aber nicht.
Teil 4
Michael H. Dietrich
 
Rongorongo-Forschung steckt in einer tiefen Krise, weil man sich in einer Sackgasse befindet. Behauptungen sind nun einmal keine Beweise und  der HWZ (Halbzeitwert) von Hypothesen in der Forschung ist kürzer, als man denkt. Deshalb bin ich der Überzeugung, das man nicht so weitermachen kann, wie bisher. Potemkinsche Dörfer sind Fassaden, hinter denen sich nichts verbirgt.
 
Rongorongo-Forschung war von Anfang an konzeptionslos und das ist sie noch immer. Es fehlt die Leitfigur, es fehlt ein Wegweiser, es fehlt an Vernunft und Kritik.
Ich habe mir die Mühe gemacht, aufzuschreiben, was alles in Rongorongo notiert sein soll. Es waren an die einhundert Themen, wobei ich keinen Unterschied gemacht habe zwischen Wissenschaftlern und anderen seriösen oder weniger ernsthaften Forschern.
 
(Manchmal hatte ich den Eindruck, dass Wissenschaft die KUNST ist, Nichtwissen über Wissen zu stellen. Worthülsen verdecken dabei Unkenntnis und erwecken einen Eindruck von Wissen, der häufig für Journalisten die Grundlage ihrer Berichterstattung ist, denn Nichtwissen kann manchmal viel spektakulärer sein als Wissen.)
 
Rongorongo-Forschung ist nach wie vor konzeptionslos. Allein aus der Skizze  eines Architekten kann niemand ein Haus bauen. Ohne präzise und fehlerlose statische Berechnung des Projektes ist eine Bau-Katastrophe unvermeidbar.
 
Wie glaubwürdig sind „Grundlagen zur Entzifferung der Osterinselschrift“, wenn die Statik des Systems Rongorongo unbekannt ist? Wie ist es möglich, Rongorongo-Forschung zu betreiben, wenn die Grundlagen über den grafischen Aufbau des Systems und der Zeichen noch nicht erarbeitet wurden?
Metraux meinte, man sollte doch zunächst das „meaning of design“ erforschen und verstehen, bevor an Entzifferung zu denken ist.
 
(Wenn ich das gesprächsweise anführte, wurde mir nicht nur einmal von einem  Wissenschaftlern geantwortet: „Lassen Sie doch den Métraux weg - das bringt doch nichts!)
 

Rongorongo-Forschung gibt sich aus als wissenschaftliche Suche, ohne zu sagen, wonach man genau sucht. So hat bisher jedenfalls jeder Forscher etwas anderes  gesucht und selbstverständlich auch gefunden, was bestritten wird von denen, die auch etwas gefunden haben.
Alles scheint möglich! Diese Ansicht teile ich nicht.


Der unglaubliche, die ganze Welt umfassende Aufschwung der Datenverarbeitung, war nur möglich über die Entwicklung aufeinander abgestimmter Systeme von Hardware und Software. Jedes Kind weiß heute, dass nicht jedes Programm auf jedem Computer läuft. Ich habe keine Probleme damit, solche Feststellungen auf Rongorongo zu übertragen, denn ganz offensichtlich passen Forschung (Software) und der Gegenstand der Forschung (Hardware) nicht zusammen – sonst wäre Rongorongo entziffert.
 
 
Längst überfällig in der Rongorongo-Forschung ist:
thinking outside the box.
 
Mit der Erfindung eines „telescopio“ von Galileo Galilei im Jahr 1609 wurde u.a. die Grundlage geschaffen für die Suche nach einer zweiten Welt, nach einem Planeten, der in einer „habitablen Zone“ seinen Stern umkreist. Die Teleskope wurden groß und größer, wurden im All stationiert  - und fanden doch keine bewohnbaren Planeten. Erst als Anfang der 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts ein amerikanischer Astronom eine gänzlich andere Suchmethode vorschlug, wurde man fündig. Heute sind weit über 1200 Planeten gefunden worden und es werden ständig neue entdeckt.
 
Rongorongo-Forschung hat sich ohne überprüfte und überprüfbare Hinweise auf eine Spur gesetzt, die seit 150 Jahren nur „Nieten“ produziert. Dennoch weigert man sich, einen neuen und gänzlich anderen Ansatz in Erwägung zu ziehen. Obwohl alle Bemühungen, Rongorongo als „Schrift“ zu beweisen, ergebnislos blieben, wird auf dieser Hypothese geradezu als Trotzreaktion bestanden. Das umfangreiche Buch über Rongorongo von Steven Fischer wirkt auf mich wie eine „jetzt erst recht-Reaktion“ auf alle kritischen Stimmen zur Rongorongo-Schrifttheorie.
 
„Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken“ meinte Kapitän Magellan (1480 – 1521) und ließ die Segel setzen. Aber der Umkehrschluss ist noch dramatischer, denn, wo Wege vorgeschrieben sind, bleiben Entdeckungen aus. Wer Gold sucht und mit Pyrit nach Hause kommt, kann doch nicht behaupten, erfolgreich gewesen zu sein. Er kann den Weg weisen zu weiteren Funden von „Katzengold“, aber gewiss nicht den Weg, wo Gold zu finden ist.
 
Der ungarische Nobelpreisträger, Albert von Szent-Györgyi (1893 – 1986) hatte mich beeindruckt mit seiner Antwort auf die Frage eines Journalisten, wie man einen Nobelpreis bekommt:
 
Eine Entdeckung macht man,
wenn man sieht,
was alle gesehen haben,
aber dabei denkt,
was noch niemand vorher gedacht hat.
 
Alle Forscher haben die Zeichen gesehen und dabei gedacht, Rongorongo muss eine Schrift sein. Ich habe die Zeichen auch gesehen und dabei festgestellt, dass Rongorongo nach einer vorgegebenen Choreografie konzipiert ist. Alles ist in Bewegung und das zweifelsfrei nach einem erkennbaren Muster!

 
Nicht ohne ernsthaften Hintergrund nenne ich Rongorongo
„die tanzenden Männchen“.

(Das ist der Titel einer Conan Doyle Geschichte seiner Figur Sherlock Holmes. Übrigens sind in der Geschichte die tanzenden Männchen eine Geheimschrift, wie der Bewohner in
Baker Street 221b in London herausfand.)

 
Die Suche nach dem Trennzeichen, das ohne Lesewert ist und als stummes Determinativ lediglich eine Folge von Zeichen auf den Objekten abgrenzt, war bisher ergebnislos. Warum?
 
Rongorongo-Zeichen sind kleine Kunstwerke. Es waren Künstler, die das System einst erfanden. Sie hatten das Gefühl für Proportionen „in ihrer Hand“, der „Goldene Schnitt“ war ihnen geläufig, die vereinfachte grafische Umsetzung von menschlicher und animalischer Anatomie in ganz einfache Zeichen beherrschten sie perfekt.
Harmonie als oberstes Gebot gegen Disharmonie in allen ihren Zeichen war ihr Credo. Unter diesen Aspekten verstehe ich mich als „Kollege“ der Rongorongo-Meister. Ich schaue niemals von oben herab auf diese Künstler, ich muss nicht bewundernd nach oben schauen aus devotischer Haltung. Wir kommunizieren auf Augenhöhe, denn nur so und nicht anders ist eine gegenseitige und verständnisvolle Kommunikation möglich.
 
(Ich habe andererseits Verständnis dafür, wenn man mich diesbezüglich kritisiert und meine Arbeit abfällig kommentiert – nicht selten von solchen Fachleuten, die meine Veröffentlichungen niemals gelesen haben. Meine Art und Weise, mich der vermeintlichen Osterinselschrift zu nähern, ist neu, bisher unversucht, aber nicht gänzlich unwissenschaftlich. Alle meine Quellen sind die wissenschaftliche Literatur, die in der Rongorongo-Forschung bisher auch zitiert wurden.

Ich bin Maler und kein Wissenschaftler. Aus dem Blickwinkel „Kunst“ hat noch nie ein Forscher das Problem versucht zu verstehen. Es ist ein neuer Ansatz, der mehr erklären kann, als alle anderen Versuche vorher. Dass dabei noch Fehler vorkommen, ist unvermeidbar. Aber die Fehlerquote scheint aus meiner Sicht geringer, als alle bisher erarbeiteten Entzifferungsmethoden zeigen.)

 
Aus dieser Denkweise heraus, suche ich nach dem Trenner - oder möglicherweise nach verschiedenen Trennern in Rongorongo.
Determinative haben nichts zu sagen, aber was zu sagen ist, portionieren sie! Wenn ein Zeichen nichts auszusagen hat, kann es sehr wohl eine andere Bedeutung einnehmen. Kein Künstler auf dieser Welt hätte ein Zeichen entwerfen können nach dem briefing:
 
Mach doch mal ein Zeichen ohne Bedeutung!
 
Nur auf dem Santiagostab befinden sich senkrechte Einkerbungen, die sofort auffallen, weil sie sich nicht an das Corporate Design der Zeichen halten:

Es sind ca. 100 solcher einfachen Trennstriche, deren Sinn niemand bisher verstanden hat. Sie sind auch nicht verteilt über den ganzen Stab, sondern befinden sich nur auf einigen Zeilen. Wer auch immer diese Einkerbungen vornahm, er hatte nicht die Absicht, damit eine inhaltliche Information zu transportieren, er wollte wahrscheinlich tatsächlich segmentieren. Aber warum nur auf einigen Zeilen?

Wenn er gewusst hätte, wie die ca. 2.400 Zeichen auf dem Santiagostab wirklich einzuteilen sind, warum hat er dann nicht alle Zeichen in das System gebracht, dass Trenner angeben können?
Innerhalb der grafischen Konzeption ist erkennbar, dass grundsätzlich nichts in den Notationen
 hervorgehoben wurde. Alles ist gleichberechtigt und eine wie auch immer geartete Segmentierung der ellenlangen Notationen auf den großen Tafeln und dem einzigen Stab wurde sorgfältig vermieden, was doch nur mit einer Absicht zu erklären ist. Warum ist lediglich auf dem Stab diese völlig unpassende und laienhafte Strichmarkierung, die auffällt und ein System dahinter nicht zu erkennen ist?
 
Mit Bestimmtheit kann ich angeben, dass der „Strich-Zeichner“ keine Ahnung hatte vom Corporate Design Rongorongo, denn die Zeichen sind „Outline Graphics“. Ein Kenner des Systems hätte niemals Strichlein gekerbt, weil diese als Fremdkörper aufgefallen wären – und das sind sie ja auch schließlich. Andererseits kann man zwar einen schmalen Kerbstrich nachträglich anbringen, aber eben kein outline-Zeichen zwischen zwei bestehende pressen.
Ich bin der Ansicht, dass diese Kerbstriche später angebracht wurden, nachdem die Zeichen gekerbt waren. Das werde ich aber kaum beweisen können, denn den Nachweis könnte nur erbringen, der das Original des Santiagostabes untersuchen könnte. Aussichtslos!
(Die in Tübingen verwahrte Kopie des Objektes ist laienhaft hergestellt und zeigt nur etwa 70% der Zeichen vom Original. Das habe ich persönlich untersucht).
 
Es gibt noch einen weiteren Grund für meine Annahme der nachträglichen laienhaften Einkerbungen auf dem Santiagostab, der nichts mit Wissenschaft zu tun hat. Wenn ein Künstler ein Werk vollendet hat, ist es für ihn selbst abgeschlossen! Alles, was zu tun war, hat er getan, nachträgliche Änderungen gibt es in der Kunst nicht – (es sei denn, die Arbeit wird ohne eine Änderung nicht bezahlt.)
 
Der Meister des Santiagostabes konnte doch nicht sein eigenes Werk so „dämlich“ demolieren und er hätte zugeben müssen, nicht alles rechtzeitig bedacht zu haben. Solchen Frevel traue ich nur solchen Leuten zu, die nichts über Rongorongo wussten, aber sich Kompetenz anmaßten, also allen Rongorongo-Informanten von der Osterinsel!
 
Aus  meiner Sicht eines Malers besteht das Gesamtkunstwerk einer Tafel aus vielen starken „Zeichen-Persönlichkeiten“, die ständig in Bewegung sind. Es gibt aber ein Zeichen ohne „eigene Note“, es ist ein „Glas Wasser“ gegen die Truppe der „Veuve Cliquot“ Tänzer und Tänzerinnen, es ist ein Zeichen ohne Maske und Kostüm, es ist ein armseliges, charakterloses Zeichen, mit dem offenbar niemand in Rongorongo etwas zu tun haben will. Es hat nicht einmal eine Sprechrolle!

 
 Es ist dieses Zeichen: 

Auch, wenn es penetrant wirkt oder „oberlehrerhaft“ – das hier zu besprechende Zeichen sieht so aus, wie abgebildet – nicht anders – aber es gibt  Variationen davon.
 
Das ganz einfache Stabzeichen ist einer der Trenner in Rongorongo, wie ich herausgefunden habe. Die Tafel „Tahua“ zeigt ca. 1.850 Zeichen. Meine Hypothese, dass das Stabzeichen als möglicher Trenner eingesetzt wurde, kann ich auf dieser Tafel nachweisen.
 
(In der Rongorongo-Forschung hat man die Abschriften auf das europäische Verständnis getrimmt. Das war falsch von Anfang an, aber nun bleibe ich dann auch dabei. Die erste Zeile in dem Beispiel gehört nach unten, die zweite darüber usw. weil die Notationen von der unteren Zeile bustrophedon nach oben laufend verstanden werden sollen – wenn es dann stimmt! Aber in allen Abschriften ist es genau umgekehrt.)
 
Meine Hypothese, das ganz einfache Stabzeichen in Rongorongo zu untersuchen, ob es als einer der möglichen Trenner langer Zeichenfolgen eingesetzt wurde, ist bereits wieder Hochverrat! Denn um das Stabzeichen herum haben sich Rongorongo-Forscher seit 1958 wie Moschusochsen in der Tundra formiert, weil ihre Deutung beschützt werden muss vor anderen Hypothesen. Das ist nicht übertrieben, denn das Zeichen mit der Nummer 1 gilt als eines der „gesicherten Zeichen“ unter allen Forschern.

 
Der Entdecker Eyraud schrieb 1864 einen Brief an Bischof Jaussen, in dem nachzulesen ist, dass er (Eyraud) in allen Hütten auf Rapanui massenhaft beschriftete Tafeln und Stäbe sah. Davon ist ein einziger Stab geblieben und zwei Dutzend mehr oder weniger gut erhaltene hölzerne Objekte. Es gibt diesbezüglich keine zweite Aussage, Eyrauds Vermutung (oder maßlos übertriebene Feststellung) ist weder über die Anzahl der Funde noch über weitere authentische Zeugenaussagen jemals bestätigt worden. Die Aussage, die Missionare hätten die Osterinsulaner aufgefordert, alle Rongorongotafeln und -stäbe zu verbrennen, ist ebenfalls eine unbestätigte Behauptung und kann berechtigt angezweifelt werden.
 
Offensichtliche Lügen, ausgedachte Geschichten, Wichtigtuerei übelster Art und selbsternannte Schriftgelehrte, die  Wissen vorgaukelten ohne Gefahr zu laufen, dass jemand nachfragte, kritisch zweifelte   und sie dann als Scharlatan überführte  – das ist das Konglomerat von Informationen, die als Grundlage der Rongorongo-Forschung seit 150 Jahren zitiert werden.
 
Die unbewiesene Aussage von Eyraud, dass es „knüppeldick“ in den armseligen Hütten der Osterinsulaner unter der Decke hing, genügte den modernen tangata rongorongo, um in dem Stabzeichen exakt diese mit Schriftzeichen versehenen Stäbe in Rongorongo zu bestimmen. Somit wird das Stabzeichen übersetzt:
 
„beschrifteter Stab der Sänger“
 
Das ist dann gleichzusetzen mit einer christlichen Reliquie. In polynesischen Dialekten heißt das Stabzeichen „toko“ und meint in der Regel „Stab, Stütze (des Himmels) – aber toko hat mehrfache Bedeutungen, die Sinn machen in Rongorongo-Zeichen. Darauf gehe ich ausführlich ein, wenn die vielen verschiedenen toko-Zeichen besprochen werden.
 
Resümee: In der Rongorongo-Forschung hat das Stabzeichen in allen seinen Vorkommen die Bedeutung von beschrifteten Stäben als Behauptung, die niemals bewiesen wurde und sich nicht beweisen lässt.
Ich gehe davon aus, dass die vielen verschiedenen Stabzeichen auch verschiedene Bedeutungen transportieren, dass aber das einfache Stabzeichen als eines der  Determinative in Rongorongo arbeitet.
 
Beginnend auf der Zeile Aa 8 nach der Nomenklatur von Barthel, findet man in seiner Abschrift der Tahua 10 Stabzeichen hintereinander, deren Zeilenumbruch ich von oben nach unten geordnet habe. Die obere Zeichenreihe ist noch auf der a-Seite der Tahua, die dann übergeht auf die b-Seite. 

Ob es sich unabsichtlich so ergeben hat  oder eine geplante Absicht dahinter steht, die Information in zehn Segmente aufzuteilen, wird man herausfinden. In diesem Beispiel musste ich kein einziges Zeichen weglassen wegen der Länge der Zeilen. Die Anschlüsse gehen ineinander über. Von der dritten bis zur achten Zeile ist das zweite Zeichen nach dem Stabzeichen identisch. Ich könnte noch viel mehr darüber schreiben, aber zunächst geht es um eine Bestandsaufnahme, meine Hypothese des Trenners in Rongorongo mit Beispielen zu unterlegen – mit leider fehlerhaften Abschriften.
 
Nun wird sichtbar, mit welchem Material man arbeiten muss. Der dicke rote Punkt in der 3. Zeile bedeutet, dass hier eine weitere Trennung vorzunehmen wäre. Aber in der Abschrift von Fischer sehen die beiden Zeichen ganz anders aus. Auch die vier mit grünen Punkten markierten Zeichen wären einzubeziehen in meine Segmentierung. Auch diese Zeichen sehen bei Fischer anders aus als in den seit 1958 vorliegenden Abschriften von Barthel.
Die bisher nicht entdeckte Differenz von 30% zwischen den Abschriften wirft ein Bild auf die Rongorongo-Forschung – nicht auf die schlechten Abschriften!
 

Auf der a-Seite der Großen Washington-Tafel fand ich 16 Segmente, beginnend stets mit dem Stabzeichen. Aber das ist mit Vorbehalt zu verstehen, denn auf dieser Tafel sind leider viele Fehlstellen. Dennoch bleibt der Grundgedanke bestehen, über das einfache Stabzeichen zu trennen. Dabei wird stets nur das Stabzeichen als Trenner von mir gesehen, das sich ohne jeden Zusatz zeigt, sei er noch so klein.

Wer bei der Überprüfung feststellt, dass ich hier ganz einfach Zeichen weggelassen habe, weil sie nicht mehr in das Format  der Länge nach passten, hat richtig beobachtet. Es kommt mir nur darauf an, Beispiele zur Diskussion zu stellen, die überzeugend das Stabzeichen so eingesetzt zeigen, dass man eine Funktion als Trenner in Betracht ziehen kann. Immerhin ist in diesem Beispiel die ganze a-Seite der Tafel mit den 8 Zeilen in einzelne „Kleinmengen“ zerlegt. Auf der b-Seite sind 9 toko-Zeichen zu erkennen. Diese Seite ist aber zu sehr zerstört, um hier eine Segmentierung vorzunehmen.
 
Ein weiteres Beispiel ist die Kleine Santiagotafel  in der neueren Abschrift von Fischer. Hier ergeben sich offenbar zehn Segmente, geteilt über das Stabzeichen.

 
Auch in dieser Abschrift ist die unmittelbare Zeichenfolge eingehalten. Keine Zeile musste gekürzt werden.
 
Die Zehnzahl ist eine in Ozeanien sehr verbreitete mystische Zahl. Man geht davon aus, dass es eine Analogie ist zu unseren zehn Fingern und Zehen. Längst bevor Mathematiker die Zehnzahl bearbeiteten, war sie den Mystikern bekannt. Die Annahme, dass die zehn Gebote Pate standen, ist schlicht und einfach falsch.
 
Die Marquesaner kannten ein 10-monatiges Mondjahr. Ein solches Jahr nannten sie „Puni“ und das ist auch ein auf der Osterinsel tradierter Name für das 10-monatige Mondjahr gewesen. Auf Hawai’i zählte man in früheren Zeiten ein 10-Tagesintervall des Mondes mit „wachsen – rund – abnehmend“.
(Makemson 1975 : 92)
 
Es gibt sicher mehr Belege über die Bedeutung der Zehnzahl in Ozeanien. Aber darüber wissen Ethnologen und Historiker mehr als ich. In Rongorongo lassen sich relativ viele 10-er Segmente nachweisen. Hier ist Information verborgen, die wir verstehen werden, wenn Fachleute darüber forschen.
(Das kann ein Maler nicht – und das muss er auch nicht können!)
 
In diesem Zusammenhang wäre es aber wichtig, zu wissen, welche Bedeutung die Zehnzahl einst hatte in Bezug auf astronomische Kenntnisse der Polynesier.

Zitiert habe ich nur Marquesas und Hawai’i – aber Ozeanien ist der größte von Menschen besiedelte Lebensraum und weitere Belege über die Bedeutung der Zehnzahl gibt es mit Sicherheit.

 
 
Das einfache Stabzeichen als Trenner habe ich vermehrt nur auf einer Seite der Keiti gefunden, die hier abgebildet ist: E v 1 –  E v 8.
Das einfache Stabzeichen als Trenner gliedert die über 400 Zeichen auf dieser Seite in 16 Segmente in unterschiedlicher Länge. 

 

Deutlich sichtbar für jedermann ist, dass sich ein ganz einfaches Zeichen eignet, eine anscheinend nicht strukturierte Zeichenfolge zu „portionieren“. Nach meiner Kenntnis hat diesen Versuch bisher niemand unternommen.
Es gibt keinen plausiblen Grund alle Abschnitte in gleichlange Sequenzen einzuteilen.
Die hier gezeigte  Aufteilung einer ganzen Tafelseite ist eine Welturaufführung. Wenn es möglicherweise eines Tages sogar richtige, also authentische Abschriften gibt von den Objekten, wird zu korrigieren sein, denn ich muss mit dem fehlerhaften Material arbeiten, mit dem seit 1958 und 1997 alle Forscher arbeiten.
 
Natürlich müssen mehr Vorkommen nachgewiesen werden, bevor die Hypothese der Trennung von Zeichenfolgen über das Stabzeichen ernsthaft weiterverfolgt werden kann. Interessant ist nun, dass die andere Seite der Tafel Keiti nicht über das Stabzeichen in Segmente aufgeteilt ist.
 
Abgebildet habe ich die Abschrift der v-Seite von Fischer, weil sie auf einer Seite gedruckt in seinem Buch zu finden ist, die Bezeichnung der Tafel wurde aus der Nomenklatur von Barthel genommen.
Das toko-Zeichen ist rot eingefärbt, damit man erkennt, wie ich segmentiere. Auch über diesen Befund lässt sich viel sagen.
 
Ein weiteres Beispiel einer Segmentierung über das einfache Stabzeichen folgt hier:
 

Die Große Santiagotafel hat insgesamt 24 Zeilen, verteilt über 12 auf jeder Seite. Die r-Seite der Tafel ist beschädigt, die v-Seite kaum. Auf den ersten 5 Zeilen der r-Seite konnte ich das Stabzeichen als Trenner ausmachen. Ich halte es für möglich, dass sich die sehr langen Abschnitte zwischen den toko-Zeichen auch noch weiter segmentieren lassen. Aber das führt schon wieder ins Detail von Untersuchungen, die an dieser Stelle nichts zu suchen haben.
 
In 150 Jahren Rongorongo-Forschung ist das Problem der Segmentierung nur weggewischt worden mit der Begründung, es gäbe keine Trenner. Auch das ist mit Sicherheit eine unzutreffende Feststellung. Meine Untersuchungen sind deshalb die ersten ihrer Art und vielversprechend.
 
Das ich bereits alle Möglichkeiten erkannt habe, sinnvoll lange Zeichenfolgen in überschaubare kleinere Abschnitte zu teilen, ist eher unwahrscheinlich. Segmentierungen sind auf vielen Objekten erkennbar, also kann hier Forschung einsetzen, weil man weiß, wonach gesucht werden soll und man ist nicht auf Fantasien angewiesen, was man zu finden hat, damit die Wunschvorstellungen mancher Rongorongo-Forscher befriedigt werden.
 
Wenn die alten Meister die Absicht gehabt hätten, ihre Informationen über ein einziges Zeichen zu segmentieren, dann hätten sie es locker leicht gemacht. An Ideen mangelte es den Künstlern auf den Inseln im Pazifik garantiert nicht.
 
Gäbe es einen einzigen Trenner,
hätten Rongorongo-Forscher das längst erkannt.
 
Die Tafeln haben weder eine Vorder- noch eine Rückseite, es gibt auch keinen Anfang, es gibt Anfänge! Die Angaben mit recto und verso sind lediglich erforderlich, um die Zeilen und Zeichen zu finden. Denn die Belegstelle eines Zeichens zu beschreiben mit der Angabe: auf dem Santiagostab, bedeutet, 2.400 Zeichen abzusuchen.
 
Das einfache Stabzeichen als Determinativ zu bestimmen, war relativ einfach, weil ich die Deutung  „beschrifteter Stab“ als Fehldeutung ablehne, zumal es dafür keinen nachvollziehbaren Beweis gibt. Mir war aber auch von Anfang an klar, dass es nicht nur ein einziges Zeichen geben würde, um „meterlange Notationen“ in Abschnitte, Segmente, Teilmengen - und wie immer man das nennen möchte – sinnvoll zu portionieren. Deshalb setzte ich die Hypothese an, dass man jedes Zeichen untersuchen muss, um herauszufinden, ob es als Trenner eingesetzt wurde. Das kann leicht geschehen, ohne auch nur die Bedeutung eines einzigen Zeichens zu kennen. In unentzifferten Zeichen wurden oft genug zuerst solche Determinative bestimmt. Warum soll Rongorongo eine Ausnahme machen?
 
Die Suche nach Trennern setzt aber die Kenntnis des grafischen Systems voraus, ganz „aus dem Bauch“ funktioniert es nicht. Erst, wenn man die ca. 15.000 Zeichen im Kopf hat, kann man den „Suchlauf mit Augen“ beginnen. Vorher ist eine selektive Wahrnehmung kaum möglich.
 
Auf der 7. und 8. Zeile der Tafel Tahua (a-Seite) befindet sich eine sehr interessante Gliederung der Notationen über eine Zeichenkombination, die sich als Einheit zeigt. Es ist diese aus 3 Zeichen gebildetet  Zeichenkombination:



Kennt man die Bedeutung der drei einzelnen Zeichen, kann man auch die Kombination verstehen. Deshalb muss man jede Zeichenkombination immer in die einzelnen Zeichen zerlegen, damit die Bedeutung verstanden wird. 
  1. Es gibt einige Zeichen in Rongorongo, die sich in solcher Dreiteilung zeigen. Dabei werden natürlich alle drei Zeichen auch einzeln und in Kombinationen verwendet. Das hier zu besprechende Zeichen kann mit dem konvexen und dem konkaven Zeichen verbunden sein.(Beispiel rechts)
  2. Mit ca. 200 Vorkommen ist es eines der häufigen Zeichen in Rongorongo und wird auch in zahlreichen Kombinationen verwendet.
  3. Dieses Zeichen versteht jeder Leser in 2 Sekunden, wenn ich es erkläre. Ich habe dafür 20 Jahre gebraucht, um den Sinn des Zeichens zu verstehen.
In Rongorongo finden sich sehr viele ähnliche Zeichen. Ähnliche Zeichen sind diese beiden:
 


Damit ist das dritte Zeichen aber noch immer nicht erklärt, denn dafür müssen wir erst etwas über Köpfe in Rongorongo wissen. Es gibt drei menschliche Kopfformen, die sich auf zahlreichen Zeichen finden, keinesfalls nur auf den menschlichen Figuren. Es sind diese Kopfformen:

Die mittlere Form mit einem oder  zwei kleinen Dreiecken, rechts oder links, soll in der Tat ein menschlicher Kopf in der Frontalperspektive sein, also „face to face“ oder „en face“ oder „von Angesicht zu Angesicht“. Die kleinen Dreiecke sollen angeblich Ohren sein, Haarknoten oder Augen. Das ist Unsinn, denn bei genauer Untersuchung aller Vorkommen ist das nicht zutreffend. Ich werde darauf später eingehen müssen, denn diese Dreiecke sind ein zentrales gestalterisches Element mit einer inhaltlichen Aussage.
 
Aber was heißt denn eigentlich „von Angesicht zu Angesicht?“ Ganz offenbar muss mir jemand gegenüberstehen, nicht rechts oder links von mir, nicht hinter mir, nicht Schulter an Schulter neben mir und nicht so weit weg, dass wir uns nicht mehr erkennen können. Dann kann das Zeichen dieser Kopfform doch nur bedeuten, dass wir -  das Zeichen und ich – uns genau gegenüberstehen. Das ist ein Teil der Botschaft, aber noch lange nicht die ganze, die werde ich später erklären, noch geht es um Trenner in Rongorongo.
 
Das alles bleibt graue Theorie, wenn nicht ein Beweis vorgetragen werden kann, der sich an der Realität, an der objektiven Wahrheit der Zeichen, orientiert. 

In der mittleren Reihe sind 5 Zeichen zu erkennen, die oben und unten geschlossen sind. Die schwarzen Punkte darunter lassen die Zeichen sogleich erkennen. Dann findet man 9 Zeichen mit roten Punkten gekennzeichnet, die zweifelsfrei oben und unten offen sind. Warum machten sich die Meister das Leben schwer, ihre ohnehin schon schwierigen Zeichen als Miniaturen zu kerben, wenn das keinen Sinn machte, die kleinen waagerechten Kerbungen anzubringen? So denken Künstler nicht, was überflüssig ist, wird weggelassen.
Über diesen Befund könnte ich nun viele Seiten schreiben, aber das ist hier nicht das Thema.

 


In der ersten Zeile der Belegstelle Pr 5 erkennt man zwei laufende Figuren, die eine Zeichenverbindung darstellen. Auf praktisch allen Tafeln findet man das, was in der Forschung mit „parallelen Stellen“ bezeichnet wird, das sind drei bis vier identische Zeichen oder das, was einige Rongorongo-Forscher für identische Zeichen halten!
 
So streng das Regelwerk für Rongorongo auch war und eingehalten werden musste, so gab es doch die „künstlerische Freiheit“, die für mich „das Salz an der Suppe“ bei meinen eigenen Forschungen war. Künstler finden eben immer mehr als nur eine Möglichkeit, sich auszudrücken.
Der Meister der Großen St. Petersburgtafel war ein ordentlicher, gelehriger Schüler, der sicher von seinen Lehrern gelobt wurde. Er hat die Information von zwei Zeichen verbunden und das hat er sicher
„ordentlich korrekt ausgeführt - setzen“! 
 

Der Meister der Großen Santiagotafel war mehr als nur ein gehorsamer Schüler. Er war genial angehaucht. Der Schnellläufer auf Pr 5 wird im Lauf optisch abgebremst durch das statische, schwere Zeichen, mit dem er verbunden ist.
Man kann erkennen, dass er ein Läufer sein soll – man muss das nicht erraten!
Nur - ein Läufer ist kein Lastenträger. Der „Pr 5 – Rongorongo-Kerber“ (wohl nur ein umgeschulter Fischer oder Steinhauer?) hatte alles richtig gemacht – aber für summa cum laude muss schon etwas mehr Kreativität zu erkennen sein. Anstatt den Läufer abzubremsen und ihm seine Dynamik zu nehmen, machte der kreative Meister der Großen Santiagotafel etwas, was jeden Künstler zu inneren Jubelstürmen hinreißt. Ohne die Bedeutung der Zeichenkombination zu ändern, ändert er von sich aus die Regel und schafft die wirkliche inhaltliche Aussage des „runers“. Er gewinnt dabei keinen Raum aber er beansprucht auch nicht mehr Raum auf der Tafel als sein Kollege.

 
Pablo Picasso hat wunderbare Kommentare zur Kunst hinterlassen. So beschrieb er einmal:
 
„Es gibt Maler, die die Sonne in einen gelben Fleck verwandeln. Es gibt aber andere, die dank ihrer Kunst und Intelligenz einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln können“.
 
Die Zeichenverbindungen auf Hr 5 und Pr 5 sind nur in der Sprache der Kunst zu erklären – und zu verstehen!  Jeder andere Künstler versteht das – ohne nachzufragen. Diese Metaphern in den Zeichen konnte ich erst nach zehn Jahren verstehen, als ich mich von der bisher geleisteten Forschung und ihren Ergebnissen nicht mehr bevormunden ließ mit unbewiesenen Behauptungen und einfachen erkennbaren Zirkelschlüssen.
 
Rongorongo ist Kunst und jemand, der mit der Rongorongo-Schriftlüge aufgewachsen ist und sie nun verteidigt, wie eine Mutter ihre Kinder, versuchte sich in Erklärungen, warum Rongorongo keine Kunst ist. Es gelang ihm nicht und er bemerkte es selbst. So blieb ihm nur noch zu sagen:
 
Rongorongo und Kunst ? – das meinen doch nur Sie,
gelesen habe ich es jedenfalls nirgends.
 
(Die schönsten Komplimente sind immer noch die unbeabsichtigten.)

 
(Von solchen Beispielen habe ich einige vorzuweisen. Warum? Weil das nun einmal meine Profession ist, meine Spielwiese, meine Kenntnisse, die ich einbringe in die Rongorongo-Forschung. Mein Dialog mit den alten Meistern geschieht auf Augenhöhe, nachdem ich in vielen Jahren langsam aber stetig erlernte, in welcher Formensprache sie kommunizieren.
Das verstehe ich unter „Statik“, unter „Meaning of Design“.
 
Ich versuchte zuerst herauszufinden, wie sie sagten, was sie zu sagen haben. Erst danach interessierte mich, was sie sagen wollen.
Wissenschaftler der Rongorongo-Forschung wollten von Anfang an wissen, was die alten Meister zu sagen haben, wie sie es taten, interessierte dabei keinen Forscher. Ganz im Gegenteil, man bog sich die Zeichen zurecht, damit sie passen.)

 
Rongorongo-Forschung ist gescheitert bei dem Versuch die vermeintliche Osterinselschrift von

außen nach innen
 
zu verstehen. Zum Verständnis der Zeichen gelangt man aber nur über den umgekehrten Weg. Das werde ich ausführlich erklären, wenn ich mit meinen Zeichendeutungen beginne.
 


Man kann sich leicht vorstellen, dass das Verständnis von Rongorongo immer einfacher wird, je mehr Zeichen man versteht. Darin liegt aber das Problem für mich. Solo-Zeichen kann ich leicht bestimmen, aber Zeichenkombinationen versteht man nur, wenn die einzelnen Komponenten verstanden wurden. Ich muss anfangs vieles erklären und dabei billigend in Kauf nehmen, vermeintlich abzuschweifen. Würde ich es anders machen, müsste ich mit Behauptungen argumentieren.
 
Theoretisch eignet sich jedes Zeichen als Trenner und nicht nur das einfache Stabzeichen. Man muss wissen, dass jede Idee in der Rongorongo-Forschung – sei sie noch so abwegig oder komplett verrückt – erst dann verworfen werden darf, wenn man sie an den ca.15.000 Zeichen untersucht hat. Rongorongo-Forschung setzt schon das Talent voraus, über ein „fotografisches Gedächtnis“ zu verfügen. Ich kann nicht angeben, ob es diesen Begriff in der Forschung überhaupt gibt oder ob es eine Erfindung von mir ist. Aber – jeder Leser weiß jetzt ganz genau, was ich meine.
 

(Können Sie sich vorstellen, dass ein Klaviersolist in der Metropolitan Opera ein Klavierkonzert von Beethoven spielt, indem er die Noten abliest, die eine junge schöne Musikstudentin am Steinway auf der Bühne stehend umblättert?
Was sind schon 15.000 tanzende Männchen gegen hundertausend Noten, die eine Violinvirtuosin im Kopf hat, die jeder Solist eines Instrumentes beherrscht – und zwar auswendig? Also: was ist denn daran so unverständlich, wenn ich erkläre, die wenigen Rongorongozeichen im Kopf zu haben? Dass es bisher keinen RR- Forscher gab, der das ebenfalls konnte – kann doch nicht bedeuten, dass es niemand kann – oder?)





Alle 3 Zeichen hatte Barthel bereits 1958 erklärt und diese Erklärungen gelten bis heute. Das mittlere Zeichen Nr.9 übersetzt er mit „rangi“, d.h. „Himmel“. In dem Zeichen Nr. 5 erkannte Barthel das Bild einer weißen Schnur zur Veranschaulichung der Farbe weiss. Das Zeichen Nr. 25 stellt für Barthel eine Muschel dar und wird von ihm übersetzt mit „pure“, d.h. Muschel oder beten. Die beiden konvexen und konkaven Halbzeichen von Nr. 25 hatte Barthel nicht gelistet und deshalb auch nicht übersetzt.
 
Hier nun die von mir segmentierte Zeilenfolg



Die Tafel ist ca. 90 cm lang, zwei Zeilen sind also 180 cm Zeichenfolgen. Es gibt keine Arbeit über die Segmentierung der Zeichen von keinem Dokument.
 
Analysiert man diesen Befund, so ist auffallend, dass nach 4 Zeichen mit dem konvexen Halbzeichen das 5. konkav gebogen ist. Dann folgen erneut 4 konvex gebogene Zeichen, das 5. ist wieder konkav und dann folgen 6 gleiche Zeichen mit dem konvexen Halbzeichen. Darin steckt eine Information und nicht der Teufel „Zufall“.
 
Ein weiteres Beispiel einer Aufteilung mit dem einfachen Stabzeichen fand ich auf der Tafel Mamari:
       

Das einfache Stabzeichen als ein möglicher Trenner in Rongorongo ist gewiss eine neue Entdeckung, denn bisher hatte das Zeichen eine andere Bedeutung, wie ich bereits erklärt habe. Nach meiner Erkenntnis wird es als Determinativ eingesetzt ohne wörtlichen oder sprachlichen Inhalt. Nun finden wir aber viele Zeichenverbindungen mit eben diesem Stabzeichen.

Aber: kann ein Zeichen mit dem „Nichts“ verbunden sein? Die meisten Zeichen haben mehr als nur eine Bedeutung, was nach meinen Forschungen kein Problem darstellt, weil es genug Hinweise gibt diese Doppeldeutigkeit zu verstehen und die sehr ähnlichen Zeichen dann doch zu unterscheiden. Deshalb hat das mit anderen Zeichen verbundene Stabzeichen eine inhaltliche Bedeutung! Um diese für uns wahrlich nicht leicht verständliche Aussage zumindest zu „sehen“, zeige ich deshalb nur einige solcher Zeichenkombinationen mit dem Stabzeichen. 
Untersuchungen beginnen in der Regel mit einer neuen Annahme, einer vagen Idee, einer ziemlich verrückten Vermutung und ähnlichen abenteuerlichen Überlegungen.
Aber meist hat man doch schon einen ganz kleinen Hinweis, der dann der Auslöser wird, genauer hinzusehen. Es ist schlicht und einfach Neugier aus der früher oder später Forschergeist wird. Denn der ist kein Geschenk der Götter und keine angeborene Gabe.


 
          

Auch auf dieser Belegstelle sind die Zeichen von Barthel und Fischer nicht identisch. Offenbar ist das bisher nicht aufgefallen, weil kein Forscher auch nur ein Wörtchen darüber verloren hat, was es mit den kleinen Details auf sich hat. Die uns Texte in Rongorongo anbiedern wollen, machen das sehr großzügig und sehen in den Zeichen immer genau das, was sie für ihre Fantasien brauchen.
 
Bevor die Rongorongo-Schriftgelehrten der Gegenwart ihre notorische Besserwisserei von oben herab ausspielen, sage ich es lieber gleich selbst: der Santiagostab mit über 2.400 Zeichen hat nach meinen Untersuchungen lediglich eine einzige segmentierte Zeichenfolge zwischen zwei Stabzeichen, diese:
 
Es ist doch interessant, dass bei meiner Segmentierung zwischen den beiden Stabzeichen zwei Strichkerbungen (rot) zu finden sind, deren Sinn man nicht erkennen kann. Ohne die beiden Stabzeichen gäbe es aber auch eine Einteilung, denn die beiden eigenartigen Zeichen hinter bzw. vor den Stäben (blau) segmentieren die Zeichenfolge nach meiner Überzeugung.
Auf die angeblich entscheidende  Bedeutung dieser Zeichen für die Entzifferung von Rongorongo gehe ich später ein.
 
 
Meine theoretische Annahme, dass prinzipiell jedes Zeichen als Trenner geeignet ist, hat nun ein solides Fundament. Selbstverständlich fand ich auch auf dem Stab sehr interessante Trennzeichen (Abschrift Barthel), diese:



 
 
Eine Variante des Stabzeichens zeigt zwischen 3 bis 8 klitzekleine Einkerbungen innerhalb des Corpus. In diesem Fall sind es 4 Kerbschnitte, die stets schräg angesetzt sind. Ganz berechtigt wurde ich gefragt, woher ich so sicher sei, dass es 4 statt 6 Kerbschnitte sind. Die Frage ist berechtigt und wer vorgibt, sich im Corporate Design der Zeichen auszukennen, wie ich es doch für mich reklamiere und schon fast penetrant vortrage, muss eine gescheite Antwort haben. Eine gescheite Antwort ist eine, die jeder Mensch einsichtig verstehen kann ohne lange Erklärungen. Natürlich weiß auch ich, dass es nicht immer möglich ist, kurze Erklärungen abzugeben. Also, sind es nun 4 oder 6 Einkerbungen? Die Antwort habe ich gezeichnet!
 

Das rechte Zeichen zeigt unmissverständlich 6 schräge Einkerbungen, weil die waagerechten Begrenzungen des Stabzeichens aufgehoben wurden und somit für  jeden erkennbar eben diese 6 schrägen Linien gezählt werden müssen.
Das rechte Stabzeichen gibt es nicht in Rongorongo. Selbst dann, wenn man die kleinen Einkerbungen waagerecht gesetzt hätte, wäre kein Profi darauf hereingefallen, denn Corpus ist nun einmal Corpus. Es wären auch in diesem Fall nur 4 Einkerbungen.
 
Warum schreibe ich über Millimeter, wenn die Meter und Kilometer in Rongorongo noch nicht verstanden wurden? Warum kerbten die Meister mit größter Sorgfalt und größter Liebe zum Detail an einem Zeichen einen winzigen Kreis oben oder unten, wenn sie sich doch nichts dabei gedacht haben?
 
 
 
Erst 133 Jahre nach der Entdeckung von Rongorongo auf der Osterinsel gab es von dem amerikanischen Linguisten, Steven Roger Fischer, Abschriften aller Objekte. Damit war es möglich, zwischen den Abschriften von Barthel und Fischer zu vergleichen. Die Differenz von ca. 30% Abweichungen habe ich bereits erwähnt.
 
Man muss berücksichtigen, dass die Abschriften nur von Wissenschaftlern gemacht wurden, die über keine Kenntnisse moderner Grafik und Gestaltung verfügten. Sie gaben sich ja auch redlich alle Mühe - was die schlechten Abzeichnungen erklärt.
Ich konnte mir anfangs nicht vorstellen, dass kleine und allerkleinste Details, wie die Inneneinkerbungen bei dem Stabzeichen, von irgendeiner Bedeutung sein sollten.
Ich habe den gezählten unterschiedlichen Einschnitten keine inhaltliche Bedeutung beigemessen.
 
Erst im Laufe vieler Jahre erkannte ich, dass gerade in solchen vermeintlichen
 
Nebensächlichkeiten“
 
massive Informationen verborgen sind, die überhaupt nicht verschlüsselt wurden.

 
In dieser Folge habe ich aufgezeigt, dass die Behauptung, es gäbe keine Trenner in Rongorongo, nicht weiter aufrecht zu halten ist. Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob alle meine Trennungen schon auf Anhieb richtig sind. Es kam nur darauf an, nachzuweisen, dass Rongorongo-Notationen zu segmentieren sind. Welche Bedeutung das für die Forschung hat, werden weitere Untersuchungen klären.
Dass meine Arbeit nur der „Blick aus dem geöffneten Fenster“ ist, muss nicht erklärt oder verteidigt werden. Ich habe gesehen, was alle Rongorongo-Forscher auch gesehen haben. Mir ist dabei aufgefallen, was niemand vorher auffiel: Trenner!
Rongorongo-Forschung fängt schliesslich erst jetzt an, den Sinn in den Zeichen zu verstehen.
 
Als ich vor vielen Jahren begann, meine Forschungen zu systematisieren, waren bei jeder Frage, bei jeder neuen Idee, bei jedem Gedanken immer ca. 15.000 Zeichen das klar abgesteckte Feld meiner Arbeit. Entdeckte ich irgend etwas, so musste zwangsläufig nachgesehen werden, wo es noch zu finden ist, ob es in Variationen auftritt und viele Fragen mehr wollten und mussten eine Antwort finden. Nach 4 bis 5 Stunden Forschung, hatte ich ca. 20 Suchläufe absolviert. Das bedeutet dann 20 mal die verdammten 15.000 Zeichen abzusuchen. Ohne die trainierte Fähigkeit einer selektiven Wahrnehmung, wird man dabei früher oder später verrückt. Basta.
 
Ohne mein Dazutun stellte sich allmählich ein Gefühl ein, dass mir signalisierte:
 
Hast du etwas übersehen?
 
Gegen dieses Gefühl war ich machtlos. Aber bedrohlich und höchst gefährlich wird es dann, wenn aus dem diffusen Gefühl, etwas übersehen zu haben, ein handfestes Schuldgefühl wird und nun die Feststellung als echte Bedrohung auftritt:
 
Du hast das Wichtigste übersehen!
 
Diese neue Dimension wird omnipotent und lebensgefährlich. Mindesten dann muss man augenblicklich seine Forschungen abbrechen. Wer das nicht kann, wer diese Gefahr nicht erkennt, wird verrückt und das ist beileibe keine neue Feststellung.( Forschung kann ein famoser Weg sein in den Wahnsinn.)
 
Als Maler bin ich davor immun für alle Zeiten, denn die Malerei und die Rongorongo-Forschung sind aus dem gleichen Holz.
Jeder Maler hat erlebt, dass er eines Tages vor der Staffelei steht und an dem Bild weitermalen möchte, als er urplötzlich von dem Gefühl übermächtigt wird: hör’ sofort auf, leg’ den Pinsel aus der Hand und - - - - warte ab! Die Verbindung zum Bild ist dann unterbrochen, man weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll. Das Bild ist fast ein Fremdkörper im Atelier. Jedes gute Bild von mir (aus meiner subjektiven Einschätzung) wurde in Etappen gemalt mit langen Ruhepausen dazwischen. Es kommt der Tag und der Moment, in dem der Maler ganz klar sieht, wie es weitergehen soll, ganz klar erkennt, was er in seinem Bild bislang nicht erkannt hatte. Diese schöpferische Pause ist die Garantie für den Erfolg – in der Malerei genau so, wie in der Rongorongo-Forschung.
 
Als ich meine Suche nach den Trennern in Rongorongo beendet hatte, war ich unglücklich, unzufrieden und verzweifelt, denn das Gefühl, das Wichtigste übersehen zu haben, wollte nicht verschwinden.
 

Ja – ich hatte das Wichtigste übersehen. Mit dem Befund auf der Großen Santiagotafel gelang mir ein Sprung nach vorne, den ich nicht mehr für möglich hielt.


Gesucht hatte ich Trenner - gefunden habe ich die entscheidenden Hinweise auf das, was in Rongorongo-Notationen verborgen ist.

Wird fortgesetzt.



Unter diesem link finden Sie das Buch zu meinen Forschungen:

http://www.grin.com/de/e-book/317681/auf-goetterpfaden-ueber-den-pazifik-die-geschichte-der-vermeintlichen/?partner_id=1202373








 
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