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Rongorongo

Rongorongo ist entzifferbar. Die Osterinselschrift
aber nicht.
(Teil 3)
 
Michael H. Dietrich
 
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Und das ganze jetzt noch einmal, wie gewohnt:
 
„Wenn Sie sich nur etwas Mühe geben, können Sie diesen Text einwandfrei lesen, aber es ist einfacher, wenn die Worte getrennt sind, damit Sie den Text lesen können und nicht erst entziffern müssen“.
 
Die beiden Notationen sind identisch, aber meine Bereitschaft, den Text lesefreundlich für Sie aufzubereiten, hat insgesamt den Platz für 20 Buchstaben beansprucht, weil ich nicht nahtlos fortgeschrieben habe. Ganz abgesehen davon, dass in dem oberen Text zweimal das Wort „Ente“ auftaucht, das zu einem inhaltlich falschen Rückschluss führen würde.
Und das ist das größere Problem, denn, wer die Sprache nicht beherrscht, in der die wenigen Worte geschrieben sind, kommt zu zahlreichen Falschlesungen. Texten liegt immer eine Sprache zugrunde!
 
Gesucht wurde in Rongorongo bisher erfolglos nach einem Zeichen, das sich als „Determinativ“ zu erkennen gibt. Unter Determinativen versteht man „stumme Zeichen“, also ohne Lautwert, die Zeichenfolgen in Abschnitte zerlegen. In 150 Jahren Rongorongo-Forschung wurde dieses gesuchte Zeichen nicht gefunden.
 
Dann gibt es ein solches unter den ca. 15.000 Zeichen auch nicht – sonst wäre es längst entdeckt. Man muss das Rad nicht ständig neu erfinden und Forschungsansätze, die sich bereits mehrfach als Sackgasse gezeigt haben, sind in der Regel eine solche.
Es bleibt die Feststellung, dass über tausend Zeichen in irgendeiner Weise segmentiert sein müssen. Weil das Trenner bewirken, die bisher auf den Rongorongo-Objekten nicht gefunden wurden, sind sie wahrscheinlich noch nicht entdeckt.
 
Rongorongo ist als „Osterinselschrift“ für die derzeitige Science Community über jeden Zweifel erhaben und gilt als eine solide „gesicherte Erkenntnis“. Aber leider fehlen dafür seriöse, glaubwürdige und nachvollziehbare Beweise.
Was ist da nur passiert?
 
Eyraud, der Entdecker von Rongorongo auf der Osterinsel, konnte nichts herausfinden, was die Annahme einer Schrift für die seltsamen Zeichen rechtfertigen würde. Ganz im Gegenteil, von „Schrift“ haben erst europäische Forscher gesprochen und damit den Begriff „Osterinselschrift“ etabliert –   zunächst aus Unkenntnis und ohne Beweise! 
Aus meiner Sicht sind es drei Wissenschaftler, deren Forschungen über Rongorongo das Verständnis der Zeichen unmöglich machen, weil sie bis heute über ihre haltlosen Theorien das ganze Forschungsgebiet derart dominieren, so dass ein längst überfälliger Paradigmenwechsel unmöglich scheint.
 
Das Drama begann mit dem österreichischen Ethnologen Robert Heine von Geldern (1865 – 1968) Seine Publikation „Die Osterinselschrift“ erschien 1938 als Sonderdruck bei Anthropos. (Diesen Bericht über Rongorongo bekommen Sie im Internet und Sie  sollten sich ihn beschaffen, wenn Ihr Interesse geweckt wurde.)
 
Auf fast 100 Seiten kommentiert und bewertet Heine-Geldern und was bis dato über Rongorongo bekannt war. Der Wissenschaftler verlässt den Pfad der Tugend, weil er ohne eine kritische Aufarbeitung allen Informanten von der Osterinsel die General-Absolution erteilt. Heine-Geldern erklärt kategorisch jedes jemals über Rongorongo ausgesprochene Wort von Osterinsulanern für „untouchable“. Ich kenne keinen anderen Aufsatz über die vermeintliche Osterinselschrift, der sich in so unerklärbarer subjektiver Art und Weise unkritisch mit den gesammelten Informationen über Rongorongo auseinandersetzt. Für ihn sind Aussagen bereits Beweise.
 
Seit 1938 ist Rongorongo für die Forschung die Osterinselschrift und jeder andere Gedanke Hochverrat. Heine-Geldern hat aus meiner Sicht den Wegweiser aufgestellt, der ins Nichts führte. Jedenfalls folgte seinen unbewiesenen Thesen 1958 der deutsche Forscher Thomas Barthel (1923 – 1997).
In seiner Habilitation „Grundlagen zur Entzifferung der Osterinselschrift“ schrieb er nur konsequent fort, was Heine-Geldern als „Irrtum des Jahrtausends“ vorgelegt hatte – wie ich es bezeichne.
 
Nun war überhaupt nicht mehr daran zu denken, dass Rongorongo möglicherweise keine Schrift ist. Aus meiner Sicht hat Barthel nichts bewiesen. Ein Zirkelschluss folgt auf den nächsten und seine vorgetragenen Beweise sind allenfalls Behauptungen.
 
(Sein „Standardwerk“ wird im Internet angeboten und man braucht es, weil Barthel Abzeichnungen der Objekte vorlegte und über seine Formentafeln eine Nomenklatur einführte, die bis heute gültig ist und auch von mir benutzt wird).
 
Aber das Tandem Heine-Geldern/Barthel hatte nicht überzeugt. Nach wie vor ging man in der Forschung davon aus, dass Rongorongo nicht entziffert ist und auch die Behauptung „Schrift“ erst noch bewiesen werden muss. Das führt zu Friedrich von Schiller und einer 1799 entstandenen Ballade, deren Schlusssatz lautet:
 
Ich sei, gewährt mir die Bitte
in eurem Bunde der Dritte.
 
Der Amerikaner Steven Roger Fischer wollte die lästige Diskussion  „Schrift oder doch nicht Schrift“  ein für allemal aus der Welt schaffen. Auf 714 Seiten seines 1997 erschienen Buches
 
RONGORONGO
The Easter Island Script
History, Traditions, Texts

glaubte Fischer den endgültigen Beweis dafür erbracht zu haben, dass Rongorongo eine Schrift ist, die auf der Osterinsel entstand und entzifferbare Texte präsentiert – obwohl Entzifferung noch nicht möglich ist - nach Fischers eigener Einschätzung.
Während sein Vorbild Barthel immerhin etwa 1.500 Entzifferungen vorlegte, braucht Fischer nur drei Zeichen, um sich auf ein Podest zu stellen mit der Behauptung:

 
 
 
Fischer hatte sehr intensive Recherchen angestellt. Nach Fischer gab es hunderte, wenn nicht sogar tausende der gelehrten Maori Rongorongo, der Eingeweihten und studierten Männer, die über die Osterinsel schritten und heilige Texte rezitierten. Nach Fischer gab es nur solche Informanten, die eine Schule besucht hatten, auf Bananenblättern mit Haifischzähnen Zeichen kerbten und das alles sowieso auswendig kannten und non stop rezitierend sich ins polynesische Nirwana  emporsangen. Nach Fischer nahm das Wissen in Form von Erinnerungen an Rongorongo zu, je mehr Zeit verging.
 
Aber dann passierte das Unerklärbare, dass Rongorongo-Forschung eigentlich in die Fakultät Medizin katapultiert. Denn alle die vielen Wissenden, alle die ausgebildeten Männer, alle Tohunga der Osterinsel, (die diesen Nachweis niemals erbringen konnten), hatten doch tatsächlich das Phänomen einer kollektiven Amnesie erlitten. Gestern noch waren sie studierte und ausgebildete Spezialisten des Rongorongo, aber dann hatten sie über Nacht alles Wissen vergessen Das ging so weit, dass niemand angeben konnte, was die Zeichen bedeuten, was notiert ist – was Rongorongo überhaupt sein sollte. Nichts wusste man mehr - totale Amnesie. Wer gestern noch ein Schriftgelehrter war, erlitt über Nacht das Schicksal ein „Schriftgeleerter“ geworden zu sein.
 
Im Jahr 1877 lebten nur 111 Personen auf der Osterinsel. Die Überfälle von peruanischen und anderen Sklavenjägern hatten die Bevölkerung derart dezimiert, dass man nur von Völkermord sprechen kann. Es ist unglaubwürdig, sich auf Informanten zu beziehen, die nachweisbar keinen Kontakt mehr zu der ursprüng-lichen Bevölkerung hatten. Was Osterinsulaner über Rongorongo angaben zu wissen, ist aus meiner Sicht reine Fantasie, die jedenfalls über stichhaltige Beweise niemals auch nur in die Nähe von Wirklichkeit kam. Was Europäer in Osterinsulaner
 hineingefragt hatten, kam als  „altes Wissen aus vormissionarischer Zeit“ von eben diesen Osterinsulanern dann wunschgemäß zurück.  So hatte es mir Pater  Melchior Schwarzmüller 1972 in vielen angeregten Gesprächen auf der Osterinsel erklärt und mich davon überzeugt. 

Über die wenigen Befragungen von Osterinsulanern zu Rongorongo gibt es Protokolle und andere Berichte. Die ganze Art und Weise der Befragungen zeigt an, dass es sich um Suggestivfragen handelte. Das ist die höchst verwerfliche Frageform, bei der durch die Fragestellung eine Antwort mit vorbestimmtem Aussageinhalt erwartet wird. Wer diese Frageform anwendet, stellt keine wirkliche Frage. Sinn und Zweck der Suggestivfrage ist es, den Befragten von einer rational bestimmten Antwort abzuhalten. Ganz einfach gesagt, man wollte hören, was man vorher in die Menschen hineingefragt hatte, um diese dann als Kronzeugen zu missbrauchen. Wer mit der Schnapsflasche in der einen und dem gezückten Säbel in der anderen Hand Antworten erwartete, wollte in seinen Vorurteilen bestätigt werden. Dass dann diese Protokolle bis heute in der Bedeutung den Worten aus dem brennenden Dornbusch gleichgesetzt werden, ist ein trauriges Kapitel der Rongorongo-Forschung. Aber, wer mit Lügen aufwächst, hält die Wahrheit für eine böse Krankheit.
Die „Osterinselschrift“ ist ein Fantasieprodukt europäischer und amerikanischer Forscher. Es gab sie nicht und es gibt sie nicht.
 
Es wäre ein fataler Irrtum, anzunehmen, dass es nur die drei hier angeführten Rongorongo-Forscher gab. Es sind seit 150 Jahren viele und ihre sehr interessanten Berichte sind über das Internet einsehbar. Es sind oft ausgezeichnete Wissenschaftler, deren Beiträge aber ausschließlich auf der Annahme Schrift basieren, die sich der Rongorongo-Forschung verschrieben haben. Es sind Forscher darunter, die ihre internationale Reputation über andere Arbeiten längst erhalten haben.
 
Rongorongo-Forschung wird seit fast 150 Jahren betrieben und an Ergebnissen fehlt es wahrlich nicht. Das ist die eine Seite der Medaille. Aber es kann doch nicht verschwiegen werden, dass seit 150 Jahren die Mehrheit der Wissenschaftler von der „unentzifferten Osterinselschrift“ spricht, die Mehrheit von der Unentzifferbarkeit überzeugt ist und die Mehrheit den Thesen von Barthel und Fischer nicht zustimmt. Nach wie vor wird von Amerikanern (und beileibe nicht nur von ihnen) von „the undeciphered script“ gesprochen.
Wer sich die Mühe macht, die Beiträge im Internet zu studieren, kommt zwangsläufig zu der gleichen Erkenntnis. 
Um es überspitzt - und von mir aus auch angreifbar - zu sagen: Wir wissen über Rongorongo heute nicht viel mehr, als  Eyraud 1864 auf der Osterinsel.
 
Wenn in den vergangenen 150 Jahren auch nur ein einziger Hinweis publiziert worden wäre, der die ganze Sache in die richtige Spur gebracht hätte, gäbe es diesen Text nicht. Dann wäre die vermeintliche Osterinselschrift längst entziffert. Zu viele gute und fähige Forscher und Forscherinnen in der Vergangenheit hätten das längst bravourös erledigt.  Aber nach wie vor sind die Zeichen so stumm, wie sie sich von Anfang an zeigten.
 
Der erste Dominostein steht noch immer. Wie lange noch?
 
Man kann feststellen, dass die meisten Schriftsysteme in den vergangenen 200 Jahren entziffert wurden. Dabei gab es kreative Höchstleistungen von Wissenschaftlern überall auf der Welt. Es gibt zahlreiche und sehr gute populäre Literatur über diese Forschungen. So stellt sich doch die Frage, ob es allgemein anwendbare Kriterien gibt zum Entschlüsseln bisher unentzifferter Zeichen? Die Antwort heisst:
 
JEIN!
 
 
Aber so kategorisch stimmt die Aussage auch wieder nicht. Nur muss man einen kühlen Kopf bewahren und nicht in Spekulationen abgleiten, die einfach nur unsinnig sind. So ist es heute jedenfalls nur noch mit dumm zu bezeichnen, wenn jemand Rongorongo mit den Schriftzeichen von Mohenjodaro und Harappa aus dem Industal  in irgendeine Beziehung setzen will.
 
Es wurden einige Fakten erarbeitet, die sich eignen, unentzifferte Zeichen über ein grobes Raster zu legen. Immer unter der Voraussetzung, dass es genug Zeichen sind, die es ermöglichen, eine Bestandsaufnahme zu machen, gehen wir davon aus, dass die Zeichenanzahl der erste wichtige Hinweis ist auf den Schrifttyp. So ist die Anzahl von bis zu 35 Zeichen ein möglicher Hinweis auf eine Alphabetschrift. Steigt die Anzahl der verwendeten Zeichen auf ca. 90 und mehr, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um eine Silbenschrift handeln könnte. Bei mehr als einigen hundert Zeichen könnte es sich um ein logografisches Schriftsystem handeln. 

Logogramme sind nichts anderes als die Wiedergabe von Wörtern durch Wortzeichen, die für ein ganzes Wort stehen. Noch einfacher und bildhafter ausgedrückt ist Logografie eine „Notation aus Wortzeichen“. Logografische Systeme unterscheiden sich von Alphabet- und Silbenschriften dadurch, dass sie keine gesprochene Sprache wiedergeben können und somit nicht geeignet sind, zusammenhängende Texte zu notieren. 

Aus diesen Erkenntnissen heraus lässt sich vermuten, dass Rongorongo mit hoher Wahrscheinlichkeit ein
logografisches System ist
mit dem sich Texte nicht notieren lassen und deshalb die Suche nach Texten in Rongorongo nichts anderes ist, als auf Eisbärenjagd in die Sahara zu gehen.
 
(Allen denen, die noch Texte in Rongorongo suchen, wenn auch das letzte Logogramm verstanden ist, wünsche ich Waidmannsheil!)
 
Logogramme sind janusköpfig – im Idealfall. In der Regel sind diese Zeichen mehrdeutig zu verstehen. Das ist ohne Frage eine große Hürde im Verständnis eines logografischen Zeichensystems. Für uns  „rechtwinklig denkende Europäer“  ist das ein Affront gegen unsere Vorstellung von Vernunft. Wenn ein Zeichen mehr als zwei Bedeutungen haben kann, beginnt für uns das Chaos. Hat ein Zeichen mehr als zwei Bedeutungen, geht die Welt unter und bei noch mehr als zwei Bedeutungen eines einzelnen Zeichens das ganze Universum!
(Stellen Sie sich bitte vor, unsere Verkehrszeichen hätten zwei und mehr Bedeutungen – das können wir uns nicht einmal vorstellen)
 
Logogramme sind bildhafte Zeichen – und darin liegt die Sprengkraft. Man kann nicht die Bedeutung eines solchen Zeichens aus dem „verkürzten oder abstrahierten“ Bild ableiten. Es ist nicht nur im Fall Rongorongo so, dass die klar erkennbaren bildhaften Darstellungen der Zeichen nicht 1:1 übersetzt werden können. Ein Fisch ist kein Fisch, ein Vogel ist kein Vogel, ein Mensch ist kein Mensch – so geht es weiter.
Daraus folgert die Konzeption zum Verständnis der Zeichen, die bereits 1998 in meiner ersten Veröffentlichung vorgestellt wurde:
 
Nichts ist je es selbst
 
Die eigentliche Bedeutung von Logogrammen kann nur dann verstanden werden, wenn sie aus dem kulturellen Hintergrund abgeleitet wird. Ist dieser verloren, ist das notwendige alte Wissen nicht mehr vorhanden, ist die Entzifferung solcher Logogramme nichts anderes als „flip the coin“.
 
Aber wie durch ein Wunder ist das alte Hintergrundwissen der bildhaften  Rongorongo-Logogramme aufgeschrieben worden und umfangreich dokumentiert. Darin liegt der Schlüssel zum Verständnis der Zeichen. Der konnte aber nicht gefunden werden, weil Rongorongo in der Forschung „über jeden Zweifel erhaben“ eine Schrift sein soll, die sich angeblich in den überlieferten Texten aus alter Zeit von der Oster-insel entziffern lässt. Das ist jedenfalls bis heute nicht gelungen.
 
Homophonie - darin liegt das ganze Geheimnis, denn mit „mango-roa“ ist einerseits der Raubfisch gemeint, in der anderen Bedeutung aber die „Milchstraße“. Mit meiner Hypothese der Sternnavigation als Rongorongo-Notationen wäre es geradezu unglaublich, kein Zeichen für diesen wichtigen und markanten Orientierungspunkt am Nachthimmel zu haben.
 
Dann musste ich selbst „zurückrudern“, denn mit lediglich 25 Vorkommen des Zeichens für den großen Hai, ist die Bedeutung der Milchstraße nie und nimmer auch nur ansatzweise in Rongorongo ausreichend vertreten. Bezogen auf ca. 15.000 Zeichen wäre unsere Galaxie katastrophal unterrepräsentiert.
 
Mit „ika“ ist sowohl der allgemeine Begriff „Fisch“ verbunden aber darüber hinaus ein weiterer und weit verbreiteter Name für die Milchstraße auf wahrscheinlich allen Inseln im Pazifik. Zählt man nun die Vorkommen des Fischzeichens, so lassen sich fast 280 ausmachen, mit den Hai-Zeichen sind es dann über 300 Vorkommen für die Milchstraße, ein durchaus akzeptabler Wert!
Es ist denkbar, dass  das Zeichen des nach unten zeigenden Fischkopfes die Bedeutung hat:
 
huli ka ia – the fish has turned
 
und damit bezeichneten die Maoris Neuseelands die Zeit nach Mitternacht, wenn die kommende Morgendämmerung beginnt. (Makemson 1975 : 182-186)
Es gibt sicher noch weitere Namen mit anderen bildhaften Vorstellungen der Milchstraße aus Polynesien, Mikronesien und Melanesien. Das sind Einzeluntersuchungen, die ich als Maler überhaupt nicht anpacken könnte. Es ist aber auch nicht meine Aufgabe, in Details zu gehen. Es kommt vielmehr darauf an, so viele Zeichen  wie möglich in Rongorongo neu zu bestimmen und die folgende sprachliche und inhaltliche Spezifizierung dieser Vorkommen solchen Profis zu überlassen, die dafür die Kenntnisse besitzen, die mir fehlen. Als Maler ist mir das Corporate Design der Zeichen längst in „Fleisch und Blut“ übergegangen. Das ist meine Stärke, mich unter den tausenden von Zeichen, Zeichenverbindungen, verkürzten Zeichen, den schier endlosen „Zeichenzitaten“ und noch anderen „dirty tricks“ der alten Meister gut zurecht zu finden. Forschung betreiben Wissenschaftler, als Maler ist das Erscheinungsbild von dem System Rongorongo mein „Sandkasten“ in dem ich mich auskenne und „Herr im Hause“ bin.
 
(Eines Tages fragte mich eine ältere Dame, wie gut ich denn die Zeichen abzeichnen könne. Ich antwortete: die Zeichen kann ich schon in den Schnee pinkeln.)
 
 
Ich habe jetzt drei Zeichen vorgestellt als Solo-Zeichen, wie ich sie nenne. Nach meiner Erkenntnis handelt es sich um solche Zeichen, die in Rongorongo die Milchstraße symbolisieren. Entsprechend meiner Konzeption:
Nichts ist je es selbst
sind der große Hai, der Fisch und die Eidechse eben nicht die Tiere, die sich uns bildhaft in Rongorongo zeigen, es sind Logogramme mit gänzlich anderen Inhalten.
Die Beschreibung dieser Zeichen als Milchstraße entspringt dabei nicht meiner Fantasie, es ist nicht mein Wunschdenken und auch nicht eine unzutreffend Beschreibung der bildhaften Zeichen, die man nicht anders sehen kann.
 
Kann ein Beweis überhaupt noch erbracht werden?
 
Ist meine Annahme, das der große Hai, der Fisch und die Eidechse in Rongorongo die Milchstrasse symbolisieren schon als Beweis zu verstehen? Mit absoluter Sicherheit NEIN! ! !
 
Es ist nicht möglich, ein einzelnes Zeichen in Rongorongo eindeutig zu „entziffern“. Das ist nicht neu, weil es für alle Logogramme gilt. Es kann überhaupt nicht anders sein, weil sprachliche Homophonie niemals eindeutig ist, immer mehrdeutig und deshalb die Bedeutung des einzelnen Zeichens nur beschrieben werden kann mit
 sowohl . . . als auch
 
Bleibt deshalb die Hypothese „Milchstraße“ ewig eine solche diffuse Annahme?
Bleibt es ein endloser Streit ob das „sowohl“ oder das „als auch“ gilt?
Wer entscheidet das und wie?

Homophonie ist das Paradies auf Erden für alle Rongorongo-Forscher, die nach Texten auf den Objekten suchen. Homophonie ist die Hölle für alle, die nicht an Texte in der vermeintlichen Osterinselschrift glauben.
Rongorongo-Forschung begann als ein Raketenstart – aber die zweite Stufe hat nicht gezündet und der Absturz war unvermeidbar.
 
Homophonie ist deshalb für viele Forscher so wunderbar, weil Textfanatiker sich bedienen können, je nach Bedarf und Lust und Laune. Von drei, vier und noch mehr Begriffen (für ein und dasselbe Wort) setzt man den ein, der zur angeblichen Entzifferung gerade gut passt. Wer will das widerlegen - und wie?
 
Wenn diese Wilkür tatsächlich in den Notationen nachweisbar wäre, dann ist Rongorongo ein Kreuzworträtsel und gehört auf die sonntägliche Titelseite der New York Times, gehört in das Kuriositätenkabinett von Madame Tussaud und könnte als „Monsterverarsche“ der Menschheit in die Geschichte eingehen. Wenn diese Wilkür tatsächlich in Rongorongo nachweisbar wäre, dann bleibt Rongoro unentzifferbar oder nur für solche Genies verständlich, die die Quadratur des Kreises gelöst haben.
 
Aber Rongorongo-Zeichen sind keine Menetekel, sie sprechen eine klare Sprache für den, der sich mit „graphics“ auskennt.
 
Ein Zeichen muss eine genau festgelegte Bedeutung haben. 

Gibt es mehrere Bedeutungen, so muss an dem Zeichen gearbeitet werden!
Das ist ein Credo in der Gebrauchsgrafik von Anfang an. Das Basiszeichen bleibt dabei erhalten, es wird „umgerüstet“ in der Form, dass über minimale Veränderungen optisch unmissverständlich differenziert wird. Grafiker haben dafür einen Blick. Es gehört zu ihrem Handwerk, solche Details zu erkennen und mit solchen Erkenntnissen zu arbeiten.
     
Verkehrszeichen z.B. sind Logogramme, die in Sekundenschnelle kommunizieren müssen, weil es sonst keinen geregelten Verkehr geben könnte. Ein Verkehrszeichen darf kein Bilderrätsel sein, jeder Teilnehmer am Verkehr muss das Zeichen sofort und eindeutig verstehen – egal, wie alt oder jung er ist, egal, ob Mann oder Frau, egal aus welchem Kulturkreis er stammt.
Niemand kann behaupten, dass die beiden Zeichen austauschbar sind, beliebig eingesetzt werden können, die identische Information tragen – was geradezu kriminell wäre. Beide Zeichen sagen unmissverständlich die gleiche Grundinformation: Richtung! - wenn auch entgegengesetzt. In welcher Sprache sagen die Zeichen, was sie zu sagen haben? ? ? Welche Sprache muss man beherrschen, um die beiden Zeichen zu verstehen?
Es kann doch niemand anzweifeln, dass die drei Rongorongo-Zeichen unter den Verkehrszeichen auch zusammengehören. Barthel fand nur das mittlere Zeichen und stellte es auf die Formentafel 1 unter der Nummer 25 ein. Diese drei Zeichen zeigen sich eindrucksvoll auf der Tafel Tahua in der 7. Zeile:


In der hier gezeigten Abschrift von Barthel sind die Zeichen deutlich zu erkennen. In der Abschrift von Fischer sind die Zeichen nicht eindeutig zu erkennen, denn man kann sie als misslungenes einfaches Stabzeichen sehen, aber auch in einigen Vorkommen leicht gebogen.
 


Es mag verwundern und überraschen, dass ich Verkehrszeichen in einen Zusammenhang stelle mit Rongorongo. Alle Beispiele und Vergleiche verschiedener Inhalte sind problematisch. Das konnte Albert Einstein niemals davon abhalten, seine naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über ganz einfache Beispiele zu erklären. Für mich hat das grafische System Rongorongo weitaus mehr gestalterische und konzeptionelle Gemeinsamkeiten mit modernen grafischen „Leitsystemen“ als mit dem mir bekannten Kunstschaffen in Ozeanien.
 
Historisch betrachtet ist aus meinen Untersuchungen der Zeichen über viele Jahre hinweg bei mir der Endruck entstanden, dass Rongorongo erst „Gestern“ entstanden ist. Es gibt auch in der Wissenschaft immer mehr Stimmen dazu, die eine Entwicklung von Rongorongo in die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts für wahrscheinlich halten. Wenn die archäologischen Befunde Bestand haben, die eine sehr frühe Erstbesiedlung um das Jahr 1000, eventuell früher, und eine zweite Welle von Migranten auf die Osterinsel belegen, die angeblich um 1450 n.Ch. stattgefunden haben soll, dann brachte Hoto Matu’a  67 Rongorongo-Tafeln mit zur Osterinsel, die es nicht geben konnte, weil Rongorongo zu der Zeit noch nicht erfunden war.
 
Aus meiner Sicht wurden viele Fragen im Zusammenhang mit Rongorongo zu früh gestellt. Die erste Frage kann nicht lauten: Was bedeuten die Zeichen?
 
Verstehen können wir die Zeichen erst, wenn wir das System verstanden haben, wenn uns die Interaktionen der Zeichen geläufig sind, wenn wir das Zusammenspiel verstehen und die „Choreografie“ der Darsteller in Rongorongo verfolgen können. Wir werden niemals herausfinden, was die Zeichen bedeuten, indem wir kluge europäisch ausgerichtete Fragen an ein polynesisches Zeichensystem stellen. Wir müssen lernen, hinzusehen, die Zeichen sagen uns, was sie bedeuten.
Heute ist die größte Hürde im Verständnis von Rongorongo alles das, was wir doch nur vermuten, darüber zu wissen.
 
Die ganzen Hypothesen, die ganzen angeblich entzifferten Texte, die Theorien und Zirkelschlüsse, die Formeln und mathematischen Gleichungen, die weiterhelfen sollen, haben sich alle als falsche Propheten erwiesen. Wir stehen nicht auf sicherem Boden, wir stehen im Morast der Irrtümer und drohen zu versinken, weil falsche Vorgaben unreflektiert  als „gesicherte Erkenntnisse“ ausgegeben wurden. Es ist höchste Zeit, den Stecker zu ziehen und zu begreifen, dass der „Elefant längst im Raum ist“. Es macht doch keinen Sinn, in Rongorongo hineinzulesen, was dem Wunschdenken einiger weniger Forscher entspricht.
 
Längst überholtes altes Wissen verhindert immer neuen Gedanken zum Durchbruch. Über Rongorongo wissen wir heute nicht mehr, als Eyraud weiland 1864 auf der Osterinsel erfuhr. Die Geschichten (und Münchhausen-Geschichten), die vermeintlichen Erkenntnisse und ausgegrabenen unüberprüfbaren Geschichten bilden die unglaubwürdige Entourage des Systems. Die ganzen Artikel über Rongorongo im Internet – und nicht nur da – sind alle ein Einheitsbrei aus dem längst bekannten Wunschdenken, dass seit eh und je die Forschung beherrscht. Rongorongo ist nicht entziffert weil es Forschung gab, denn diese Forschung macht Rongorongo unentzifferbar! 

 
 
Hinsehen und Rongorongo zuhören geht ganz anders, z.B. so:
 
Der große Hai ist eines der Zeichen für die Milchstraße in Rongorongo. Das Fischzeichen ist ein anderes für unsere Galaxie. Aber am Himmel in der Nacht über dem Stillen Ozean gab es viel verschiedene Fische als Einzelsterne oder Sternbilder, es gab mehrere Kanus und Steinbeile, Atua, vergöttlichte Ahnen, zogen Nacht für Nacht über den Himmel und noch viel mehr Inventar im Orbit über uns tummelt sich als Zeichen in Rongorongo.

Mit Elsdon Best (1856 – 1931), der als bester Kenner der Maori-Kultur Neuseelands gilt, kommt nun eine meiner wichtigsten Quellen erstmals zu Wort. Best erfuhr den Namen für den Stern Rigel im Sternbild Orion von den sternkundigen alten Männern auf den beiden Inseln Neuseelands. Mit „puanga“ bezeichnete man Rigel auf der Südinsel Neuseeland. Die Übersetzung heißt „Blume, Blüte“ meint aber auch die Geliebte oder eine schöne Frau schlechthin. Der „Blumenstern“ wird uns noch sehr ausführlich beschäftigen

Textfeld: In dem für Rongorongo-Forschung unerlässlichem Werk von Elsdon Best:
 
Astronomical Knowledge of the Maori
Wellington 1922
 
beschreibt er auf den Seiten 38 bis 40 sehr ausführlich alles über das Sternbild Orion aus dem alten tradierten Wissen der Maori. So beschreibt er auch, dass Rigel nicht nur der „Blumenstern“ war sondern auch „. . . had issue in the form of various species of shark“.
 
Dazu muss man wissen, das ich mehr als die Hälfte aller Zeichenbeschreibungen und Erklärungen aus dem astronomischen Wissen der Maori Neuseelands ableiten konnte. So war es naheliegend, ein Hai-Zeichen zu suchen, dass nicht die Milchstraße symbolisiert, sondern für Rigel im Orion steht.
 
Ich bin dabei so vorgegangen, als hätte ich selbst dieses Zeichen zu entwerfen. Das mag für manchen Leser seltsam klingen, aber die ganzen Zeichenbeschreibungen, die ich in der Literatur fand - für Sterne und Planeten, Sternbilder und andere Sternkonstellationen – für alles das, was jede Nacht am Himmel zu sehen ist, kommt aus dem astronomischen Wissen der Maori Neuseelands. Diese Beschreibungen sind nichts anderes als ein zeitgemäßes „briefing“, also eine exakte Aufgabenstellung für den Gestalter. Entsprechend der schon beschriebenen Arbeitstechnik nehme ich natürlich das Zeichen für den großen Hai und werde es minimal bearbeiten. Es gibt keinen Grund, stets neue Formen zu erfinden. Ein effektives grafisches Leitsystem z. B. für eine Olympiade ist nur dann brauchbar, wenn so wenige Zeichen wie irgend möglich als Basiszeichen entworfen werden und alle anderen darauf basierend je nach Aufgabe und Funktion angepasst wurden.

Aus der realistischen Vorlage eines großen Hai entstand das Zeichen für die Milchstraße in Rongorongo. Darauf aufbauend hat man lediglich ein kleines Viereck vor die Schwanzflosse gesetzt. Genau dieses Quadrat oder Viereck symbolisiert Sterne in Rongorongo, was später ausführlich gezeigt und kommentiert wird.
Eine winzige Kleinigkeit an dem Zeichen macht aus der Milchstraße das Symbol für den Stern Rigel. Hier handelt es sich nicht um eine Ausnahme, genau so ist man vorgegangen, was sich an weiteren Beispielen überzeugend demonstrieren lässt.
 
Die amerikanische Astronomin Maud Worcester Makemson (1891 – 1977) hat eine der wichtigsten Publikationen für Rongorongo-Forschung vorgelegt:
 
THE MORNING STAR RISES
AN ACCOUNT OF POLYNESIAN ASTRONOMY
New Heaven 1941
 
Insgesamt 772 Sternnamen aus Poynesien listet Makemson, für die es zwar nicht immer, aber sehr oft  bildhafte Beschreibungen gibt, die sich als Zeichen in Rongorongo finden lassen.  So findet man unter dem Eintrag:
 
745. Te Wakumu; the Fish-of-space; a Maori star name.
 
Unter dem gleichen Namen habe ich bei Elsdon Best nichts gefunden. Makemson nennt ausnahmsweise nicht ihre Quelle.
Von den über 2.500 Sternnamen aus Ozeanien sind leider viele nicht einem realen Stern zugeordnet. Oft gibt es zwar bildhafte Beschreibungen, aber keine Identifikation. Dazu kommt, dass ein und derselbe Name auf verschiedenen Inseln mit verschiedenen Sternen in Verbindung gebracht wurden. Ist die bildhafte Beschreibung als Zeichen in Rongorongo zu finden, geht die Forschung los, zu versuchen, den Namen mit einem realen Stern zu verbinden. Darüber wird noch viel zu sagen und zu demonstrieren sein, wie es möglicherweise geht.
 
  Das Zeichen eines Fisches habe ich erklärt als eines der Zeichen für die Milchstraße in Rongorongo. Wie daraus ein Zeichen für den Stern Rigel wurde, habe ich auch demonstriert. Nun setze ich die gleichen grafischen Tricks ein bei dem Milchstraßen-Zeichen und habe die wörtliche Übersetzung für den „Fisch im Weltall“:

In 40 Jahren Rongorongo-Forschung habe ich keinen Aufsatz gefunden von einem Wissenschaftler oder von anderen an der Sache interessierten Forschern, in dem ich erkennen konnte, dass der Autor ein Profi in Gestaltung, Komposition und in künstlerischer Arbeit war.
Ich kenne keine Forschung, die sich mit der Gestaltung der Zeichen und des gesamten Corporate Design von Rongorongo befasst. Aber dafür braucht man ja schließlich solide Kenntnisse in der Sache.
 
Wird fortgesetzt.



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Als Hommage an die Künstler im Pazifik habe ich einige ihrer Zeichen in den Rang  gemalter Bilder gestellt.
Es gibt eine Serie von 10 Bildern, die alle auf einer Zinnfolie gemalt sind, die vorher auf eine Leinwand aufgetragen wurde. Das Zinn symbolisiert für mich das Licht der Sterne. Hier habe ich eine Farbumkehr gemalt, die Milchstraße ist nachtschwarz.
Das Bild hat das Format 50 x 50 cm und ist in Öl gemalt

 


Um mich mit den Grundlagen der Rongorongo-Gestaltung vertraut zu machen, habe ich sehr viele Zeichen auch aus Holz und anderen Materialien geschnitzt, wodurch das körperhafte Design gut zu erkennen war. Rongorongo-Forschung basiert auf der Grundlage der Zeichen und nicht auf Geschichten aus alter Zeit, deren Wahrheitsgehalt zweifelhaft ist.
 
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Unter diesem link finden Sie das Buch zu meinen Forschungen:

http://www.grin.com/de/e-book/317681/auf-goetterpfaden-ueber-den-pazifik-die-geschichte-der-vermeintlichen/?partner_id=1202373

http://www.rongorongo-script.de
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